Farbkompositionen

Die Aufgabe des Architekten ist es, Räume zu schaffen, in denen Menschen leben und arbeiten. Beim Bauen stehen also die funktionalen Aspekte im Vordergrund. Planung und Konstruktion folgen rationalen Gesetzen. Wände müssen Dächer tragen; im Inneren des Baues konkretisiert sich eine Struktur für die verschiedenen Bedürfnisse des Lebens.

Doch ist Architektur auch ästhetische Praxis. Ich sehe im Bauen auch eine künstlerische Gestaltung, bei der sich Funktion und Ästhetik durchdringen. Immer wieder bin ich in meiner Arbeit gefordert, beides miteinander zu verbinden. Somit ist die architektonische Idee immer auch ein ästhetischer Entwurf.

Das Experimentieren mit Farbe und Zeichenstift ist dagegen eine Reise in ganz andere Räume. Hier kann ich meinen kreativen Impulsen frei nachgehen, ohne an Planung gebunden zu sein. Das Spielen mit ästhetischen Strukturen wird zu einer Forschungsarbeit, die mir weitere Möglichkeiten eröffnet. Neue Sichtweisen zeigen sich, wenn ich mich offen halte für Überraschungen. Im absichtslosen, zweckfreien Handeln folge ich intuitiv dem, was sich anbietet. Wichtig für mich ist, in einem inneren Prozess zu sein und aus den Kräften der Farben und Formen zu gestalten.

Mitunter empfinde ich auch Skepsis gegenüber einer gefundenen Bildidee. In diesem Moment sind Zerstörungen der Ergebnisse notwendig. Die Zerstörung ist aber niemals destruktiv, sondern bei der Suche äußerst bedeutsam, denn hier entstehen wieder Möglichkeiten und auch Zufälle. Wenn ein neuer Impuls spürbar wird, folgen weitere Übermalungen. In diesem Prozess sind Harmonie und Kontrast gleichermaßen wichtig. Dabei finde ich meinen seelischen Ausdruck in der Bewegung zwischen den verschiedenen Polen, dem freien Fließen und auch Widerstand. So lasse ich mich von dem Geschehen tragen, bis eine Übereinstimmung von Spannung und Harmonie erreicht ist. Die Dynamik des Kreises weckt kosmische Assoziationen. Das altgriechische Wort Kosmos bedeutet ursprünglich „Ordnung“ oder auch „Anordnung“.